Texte

In breiten Flüssen

Kulturkirche Nikodemus 2018

 

Laudatio von Reinhold Gottwald

zur Ausstellung  „Farbe und Fleck“  von Isabel Korallus

Rathaus Kleinmachnow

 

 

Sehr geehrte Damen und Herren

es freut mich sehr, die einleitenden Worte zur Ausstellung von Isabel Korallus, im Rahmen der Brandenburgischen Frauenwoche, hier im Rathaus Kleinmachnow sprechen zu dürfen.

Isabel Korallus wurde 1971 auf Gran Canaria geboren. Sie studierte Kunst und Kunsttherapie in  Ottersberg und ist seitdem als freie Künstlerin tätig. Sie dozierte an unterschiedlichen Waldorf- Schulen und gibt Kunstkurse und Kunsttherapie in der Ateliergemeinschaft Baustelle in Berlin Schöneberg.

Ihre Arbeiten sind einer Farbraummalerei zuzuordnen, derer geschichtliche Vorbilder im abstrakten Expressionismus des Amerikaners Mark Rothko, aber auch im deutschen Informel der Nachkriegszeit zu finden sind.

Wie sehen hier

vornehmlich Acryl auf Leinwand, ergänzt durch vielfältige Materialien wie z.B. Tusche und Encaustic mit Einlagerung von Sand, oder auch Rost und Collagetechniken.

Die Komposition entwickelt sich im Prozess durch Hervorhebung und Übermalungen.

Miteinander verwobene Farbfelder, feine Linien, weich gesetzte Pinselstriche zeichnen die Arbeiten  von Korallus aus. Ein Farbklang von vielschichtiger Tönung. Die farbigen Felder und Striche scheinen sich in alle Richtungen ausdehnen zu können, über den Rand der Leinwand hinweg. Strategien der Raumillusion im Sinne von Transzendenz.

An dieser Stelle mache ich es mir als Laudator kurz einfach und zitiere die Künstlerin:

„Manchmal sind es Tage oder Wochen um Abstand von meinen Arbeiten zu gewinnen, um in einen Dialog mit ihne

n zu treten. Dann verwerfe ich eventuell eine Komposition und verfolge eine völlig neue Idee. Die Bildgestaltung ergibt sich ganz aus den Farben. Die Wahrnehmung des Bildraumes als ein mehrschichtiges Gebilde. Den Zufall zulassen bei gleichzeitiger Kontrolle der Bildfindung. Es geht mir weniger um das Außen, eher um die Vision eines inneren  Bildes.“

Da bleibt für mich nur noch hinzu zufügen, dass diese Ausstellung frühere und neuere Arbeiten vereint und im gewissen Sinne retrospektiv anmutet. Während die älteren Arbeiten, aus der aus vielfachen Überlagerungen von Farbschichten resultierenden Oberflächenbeschaffenheiten, eine spirituelle, nahezu religiöse Ikonografie entfalten, entwickeln die neueren Bilder offenere Farbklänge spielerischer Improvisationen! Ergänzend zum malerischen Werk findet man im Flur neben dem Bürgersaal ein kleines Kabinett

mit fotografischen Arbeiten. Kindheitsmotive, teilweise durch ganz einfache fotochemische Manipulationen einem Prozess ausgesetzt, der einen Ausdruck unserer Vergänglichkeit manifestiert.

Farbe und Fleck

ist der Titel dieser Ausstellung und das kann man sehr gern etwas schalkhaft verstehen.

Für Viele ist doch der Fleck auf der neuen Hose mit einen gewissen Ärgernis verbunden. Sinnliche Menschen hingegen entdecken in einen kleinen Fleck zuweilen ganze Universen. Der Farbfleck, französisch: la tache, brachte es immerhin zur Bezeichnung für eine ganze Kunstrichtung, den französischen Tachismus, der zeitgleich zum Informel und abstraktem Expressionismus in Paris seine Blüte fand.  Gehen wir noch etwas weiter zurück und sagen es einfach mit Picasso: „Es gibt den Maler, der aus der Sonne einen gelben Fleck macht, und es

gibt auch den, der mit Überlegung und Geschick aus einem gelben Fleck eine Sonne macht.“

Bedanken möchte ich mich beim Bruder der Künstlerin  Filipp Korallus, der mit seiner Initiative diese Ausstellung ermöglichte, ebenso bei der Brandenburgischen Frauenwoche , in deren Rahmen wir hier aktiv werden dürfen, bei den Haustechnikern und natürlich beim Rathaus Kleinmachnow, wo diese Ausstellung, in persona von Frau Neumann, hervorragend betreut wurde. Wir befinden uns hier im Bürgersaal der Gemeinde, die auf eine vielfältige, abwechslungsreiche kulturelle Tradition zurück blicken darf und auch heute ein Forum für Bürger und  Künstler bietet.

Deswegen schließe ich mit eines der wenigen Zitate des sonst eher wortkargen Mark Rothko:

„Ein Bild lebt in Gemeinschaft, indem es sich in den Augen des einfühlsamen Betrachters entfaltet und dadurch in ihm

auflebt. Es stirbt, wenn diese Gemeinschaft fehlt“

Ich wünsche Ihnen allen einen Guten und inspirierenden Abend

Text: Reinhold Gottwald ist künstlerischer Leiter bei Walden Kunstausstellungen Berlin

2017

 

 

aus einer Rede von Lina Laderer

zu der Ausstellung  “ Du Deiner Dir ,Ich Wir“   von Isabel Korallus

Rudolf Steiner Haus März 2015

 

Die Suche nachForm und Farbeist endlos. „Es ist ein immer wiederkehrender Prozess aus Tun und Verharren. Tun bis das Bild an räumlicher Tiefe gewinnt. “  So beschreibt es die Malerin. Die Farbräume von Isabel Korallus sind gestisch ,expressiv und enthalten oft biomorphe Formen…

Schließen möchte ich mit einem Zitat von Marc Rothko :Ein Bild lebt in Gemeinschaft,indem es sichin den Augen des einfühlsamen Betrachters entfaltet und dadurch in ihm auflebt.Es stirbt, wenn diese Gemeinschaft fehlt.

An Anna Blume,

„Du -Deiner -Dir -Ich…Wir“

1. Anna Blume hat ein Vogel,
2. Anna Blume ist rot.
3. Welche Farbe hat der Vogel?
Blau ist die Farbe Deines gelben Haares,
Rot ist die Farbe Deines grünen Vogels.
Du schlichtes Mädchen im Alltagskleid,
Du liebes grünes Tier, ich liebe Dir!
Du Deiner Dich Dir, ich Dir, Du mir, —-wir!

Entnommen aus dem Gedicht
An Anna Blume von Kurt Schwitters